"Wir sind
wieder da"
Tönte es 2016 in Berlin erstmals von der Rammstein-Bühne.
Trotzdem sollte es eine Tour, eine weitere Tour Ankündigung und um die vier Verschiebungen dauern, bis nun am 17. Mai endlich das neue Rammstein Album mit dem Titel ‚RAMMSTEIN‘ erschien.
Ich war sehr skeptisch, schließlich ist es 10 Jahre her, dass die Band mit ‚Liebe ist für Alle da‘, sämtliche Tabus gebrochen hat.
Ob die Legenden der neuem deutschen Härte ihren Status erhalten können oder schlussendlich doch im Sumpf der Musik untergehen. Lest ihr in den nächsten paar Zeilen!
Tönte es 2016 in Berlin erstmals von der Rammstein-Bühne.
Trotzdem sollte es eine Tour, eine weitere Tour Ankündigung und um die vier Verschiebungen dauern, bis nun am 17. Mai endlich das neue Rammstein Album mit dem Titel ‚RAMMSTEIN‘ erschien.
Ich war sehr skeptisch, schließlich ist es 10 Jahre her, dass die Band mit ‚Liebe ist für Alle da‘, sämtliche Tabus gebrochen hat.
Ob die Legenden der neuem deutschen Härte ihren Status erhalten können oder schlussendlich doch im Sumpf der Musik untergehen. Lest ihr in den nächsten paar Zeilen!
Das Album beginnt
mit ‚Deutschland‘ und ‚Radio‘, den beiden
Singleauskopplungen des Albums, welche für Trouble und Aufruhr
sorgten. Ich sehe ‚Deutschland‘ dabei als klassischen Rammstein
Song. Treibendes Instrumental, welches durch den sanften
Synthie-Keyboard Teppich von Flake getragen wird, gemischt mit
einem harten Gitarrenriff und eingängigen Drums. Darauf folgt Tills
ernste und tiefe Stimme, nach Zehn Jahren des Wartens.
Dabei fällt mir
direkt auf, dass die Strophe sehr flach wirkt. Wenige Verse, wenig
der gewohnten lyrischen Genialität, wenig treibend und es bleibt
nicht im Ohr. Der Refrain hingegen ist dann das Gegenteil. Pompös,
laut und mit Nachdruck „DEUTSCHLAND“ als Kritik gegen die
momentane Situation in diesem Land. Alles in allem ein solider Song,
durch ein treibendes Instrumental und einen wirklich guten Refrain.
‚Radio‘ verfolgt
ein ähnliches Muster aber kommt schneller zur Sache. Man verbindet
hier die alte Rammstein Formel, mit etwas neuem und lässt
Elektro-Samples dominant einfließen.
Ich muss sagen, dass
der Song bei mir die ersten Male so überhaupt nicht gezündet hat.
Irgendwann machte es jedoch Klick.
Der Refrain catched und erinnert mich in Zügen etwas an ‚Moskau‘.
Dazu finde Ich dieses Metal-Synthie Instrumental unfassbar gut. Auch
die Lyrik zieht hier sehr an, wo ‚Deutschland‘ noch etwas
zögerlich daherkam, ist man hier beim Rammstein Niveau. Was sich in
abstrusen Bildern und gut gewählten Worten widerspiegelt.
Mit ‚Zeig Dich‘ merkt man dann so richtig, dass man ein
Rammstein Album anhört. Pompös von Sekunde Eins, Chöre treffen auf
melodische und laute Instrumente und Tills Stimme wird wunderbar
unterstrichen. Einzelne Worte, getrennt durch Kommas bilden dabei
eine wunderbare Kritik an die Katholische Kirche und an Religion
generell. Provokativer als ‚Deutschland‘ und der Refrain ist
wunderbar melodisch ohne seine gewisse Härte zu verlieren. Guter
Song.
Als nächstes trifft der Rezipient auf ‚Ausländer‘ und
jetzt wird es skurril.
Rammstein meets Ballermann. Der ganze Song erinnert mich von der
Grundstruktur, dem Beat und dem simplen Refrain sehr an einen
Schlagerhit und Ich denke bzw. hoffe dass das gewollt ist. Da man
ganz klar diese „Kultur“ kritisiert.
Musikalisch finde Ich den Song eher durchschnittlich und wenig
spannend, er ist einmal ganz witzig aber danach kann man auch ruhig
wieder zu ‚Rapetrain‘ von Trailerpark zurückkehren! (Ich
streiche dann mal eben den Punkt „Trailerpark mit Rammstein
vergleichen“ von meiner Bucketlist)
Kommen wir zu ‚Sex‘.
Instrumental wirkt direkt hervorragend, so möchte Ich das hören und
sowas habe Ich erwartet zu hören. Genauso der Text, dieser ist
skurril, poetisch und teilweise verstörend. Es ist ein typischer
Rammstein Song, hart, melodisch und treibend, mehr kann und braucht
man nicht sagen.
Es folgt ‚Puppe‘ und dieser Song macht mir Angst.
Der Song erinnert im Kern an ‚Spieluhr‘ oder dem Anfang
von ‚Wiener Blut‘ es wird nämlich vor allem
gesprochen. Doch dann kommt der Refrain, der Break oder was auch
immer.
Auf einmal fängt Lindemann apathisch an zu schreien „UND DANN
REIß ICH DER PUPPE DEN KOPF AB […]
JA ICH BEIß DER PUPPE DEN KOPF AB“
Das ganze ist sehr anders als alles, was wir bisher
gehört haben und eigentlich mag Ich Abwechslung, aber das hier
hört sich an als hätte man die Rohaufnahme aus dem Studio genommen
und als Refrain platziert. Es wirkt unfertig und eben komplett irre.
Das mag kreativ sein aber hört sich einfach nicht gut an. Es ist
einfach schrecklich und absolut nicht hörenswert! Sämtlicher
Hörspaß geht hier einfach verloren und man hätte es ganz einfach
vermeiden können, indem man diesen Part einmal einfügt und das am
Ende. Sehr schade!
Mit ‚Was Ich liebe‘ folgt ein weiterer wenig sagender
Song, der ein wenig imposant wirkt aber sonst eher unter den Teppich
rutscht.
Dann folgt jedoch ‚Diamant‘ und endlich, wir haben eine
Ballade. Erinnert direkt an ‚Frühling in Paris‘ oder
‚Ohne Dich‘. Dieses Opernhafte, dieses Ruhige passt
einfach so sehr zu Rammstein, dass es mit die besten Songs sind. Das
gilt auch für ‚Diamant‘ er geht ins Ohr und lädt zum mitsingen
ein, dazu haben wir eben diesen genialen Text, dazu haben wir diese
raue Stimme eines Till Lindemann, dieser Song ist wahrlich
großartig.
‚Weit weg‘ startet dann wieder mit einem Synthie Sample
und irgendwie hab Ich das etwas vermisst. Dieses Sample bleibt uns
den gesamten Song über erhalten und treibt ihn gut voran. Leider ist
der Song sonst zum vergessen. Nichts Besonderes, nichts Relevantes
und auch textlich absolutes Mittelmaß.
‚Tattoo‘ ist dann aber genau das Gegenteil. So will Ich
Rammstein hören. Ich fühle mich beim Instrumental in die Zeit von
‚Sehnsucht‘ zurückversetzt. Doch hier fällt mir ein großes
Problem des ganzen Albums auf. Rammstein traut sich zu wenig in
Richtung der Lyrics. Während man vor Zehn Jahren noch auf dem Index
stand, ist man Heute im FSK 12 Sektor angelangt. Kein „Stacheldraht
im Harnkanal“, kein „Wer
ficken will, muss freundlich sein“. Das ist schade, auch
die provokanten Inhalte lassen auf sich warten und kommen auch nur in
ca. 30 Prozent des Albums zum Vorschein.
Rammstein traut sich einfach nicht genug und das lässt dieses Album
leider weit nach unten fallen.
Mit ‚Hallomann‘ findet man dann noch einen wenig
spannenden Abschluss, hier hätte man ruhig ‚Diamant‘ platzieren
können!
Kommen wir also
zum Fazit.
Zehn Jahre ist
eine lange Wartezeit, hat es sich gelohnt?
Nicht wirklich.
Rammstein besinnen sich auf ihre Stärken und versuchen Neues.
Ersteres drehen sie dabei zurück und Zweiteres fällt in den
Hintergrund. Sie sind oft nicht laut genug, schaffen es nur wenig ein
„Das hat er nicht gesagt?“ Gefühl zu erzeugen und etablieren
ihre neuen Experimente an den falschen Stellen und was auch immer
‚Puppe‘ tut, tut es bitte nie wieder!
Das Album hat
ganz klar seine Highlights aber das selten in ganzen Songs. Der
Refrain und das Instrumental von ‚Deutschland‘, das Provokative
und Pompöse von ‚Zeig dich‘ oder eben Songs wie ‚Diamant‘
oder ‚Sex‘ sind groß, aber viel fällt einfach ins Nichts und
das lässt mich unterwältigt zurück.
Ich war nach
‚Deutschland‘ nicht mehr gehyped. Wenn man seinen Fokus vor allem
auf ein Video und die Promo legt, baut man Spannung auf, die Musik
nicht braucht. Die ersten Singles sollten für sich selbst stehen,
‚Deutschland‘ würde das auch schaffen aber Rammstein wollte wie
immer etwas zu viel und es blieb nur eins und das war Skepsis und in
einigen Punkten war diese mehr als berechtigt!
©Rammstein |
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