Mittwoch, 25. März 2020

Monatsrückblick: Februar | Mit Captain Planet, Loathe und Spanish Love Songs


Es ist soweit. Der Februar ist vorbei und Ich sitze erneut vor meinem Rechner und rekapituliere den vergangenen Monat, also zumindest im Thema Musik und da gab es einiges.
Wie (hoffentlich) immer, reden wir über drei Alben, zwei neue und ein altes.

Anmerkung:
Durch die momentane Situation in unserer Welt, war der Stress sehr imminent, weswegen alles etwas kürzer gefasst ist.

Die erste Platte, die Ich heute besprechen möchte, ist das neue Album der Briten Loathe und nennt sich „I let it in and it took Everything.“
Die Band machte sich in den letzten Jahren durch ihre Support Spots einen Namen und bringt nun ein neues Album raus.
Direkt mit dem ersten richtigen Track „Aggressive Evolution“ bestimmt man eine Richtung, die eine unausgesprochene Härte verspricht. Schrille Riffs und aggressives Gebrülle. Dann auf einmal ein cleaner Refrain, der einen sofort runterfährt, der direkt danach wieder unterbrochen wird.
So geht das immer weiter. Wir haben Instrumental Tracks, welche zwischen Melancholie und Brutalität wechseln. Wir haben großartig harte Vocals und sehr angenehmen Gesang.
Eine reine Symbiose aus Brutalität und Ruhe.
Besonders herausgestellt, sei der Track „Two-Way Mirror.“ Dieser ist sehr ruhig und hat fast Züge einer Ballade. Er passt so unfassbar gut in dieses Technical Deathcore Konstrukt, dass Ich mich frage, warum man so was nicht öfters hört.
Abwechslungsreich, brutal und so wunderbar bizarr. Loathe haben lang genug als Support gespielt, es wird Zeit für Headliner Shows.

©Loathe

Das Alte Album dieses Monats, ist aus dem Jahre 2016. Ich möchte, kurz und bündig, über das Album „Ein Ende“ der Band Captain Planet schreiben. Es ist weiterhin das aktuelle Album, der Fünf Hamburger.
Captain Planet sind eine der Emo-Punk Ikonen der Nation und verdienten sich schon früh, ihr hohes Ansehen in der Szene. Auch auf ihrem aktuellen Album fangen sie mit „St. Peter“ stark an und lassen zu keiner Zeit nach. Treibende Melodien und emotional-lauter Gesang mischen sich mit einem gewissen Grad Härte und Melancholie, zu einem wahrhaft legendären Album.
Wer also nicht mehr warten kann oder möchte, kann sich das Album ruhig so lang anhören, bis da was neues kommt.

©Captain Planet

Wo wir schon bei Emotionalem Emo-Punk sind.
Sprechen wir doch über eines der potenziellen Alben des Jahre. Reden wir über „Brave Faces Everyone“ von Spanish Love Songs.
Spanish Love Songs haben einen absoluten Senkrechtstart hingelegt. Schon mit ihrem Debüt „Schmaltz“ sicherten sich die US-Amerikaner hohes Ansehen im Emo-Punk und zeichneten sich durch ihre tieftraurigen Texte und die raue Stimme aus, die von treibenden Instrumenten begleitet wurde.
Mit ihrem zweiten Album wollten sie genau da weiter machen. Die Fans haben drauf gewartet und ihre Anzahl wuchs ins undenkbare. Es dauerte keine zwei Stunden, bis die erste Pressung der Vinyls komplett vergriffen war. Dazu kam ihr Support Spot, auf der vor kurzem geendeten Europatour von The Menzingers.
Brave Faces Everyone“ ist wie eine gute Pizza. Sie schmeckt frisch und alt, warm oder kalt.
Egal ob Morgens oder Abends, in guten wie in schlechten Momenten. Ist gut zum tanzen und laut unter der Dusche singen. Aber auch gut zum traurig sein und still herumsitzen.
Ich möchte dabei erneut nicht auf einzelne Songs eingehen. Spanish Love Songs bauen mit jedem Song eine Klangwelt und spielen mit Worten und Noten. Hauen hier und da mal einen Wahnsinnschorus raus und schubsen dann wieder in eine starke Melancholie. Stellt euch darauf ein, regelmäßig Luftgitarre spielend in eurem Wohnzimmer zu stehen und haltet eine XXL Packung Taschentücher bereit! Punk Rock war selten so brachial emotional.
Haben wir hier schon eines der besten Alben des Jahres? Eventuell der nächsten Fünf Jahre? Und das am Anfang von genau dem?
Wir werden sehen. Am Ende gilt aber „We‘re loosers forever.“

©Spanish Love Songs

Bis zum nächsten Monat, bleibt gesund und hört mal rein!
-dave


Dienstag, 4. Februar 2020

Monatsrückblick: Januar | Mit Turbostaat und der Antilopen Gang


„Willkommen in Zwanzig Zwanzig!“
Diesen Satz habe Ich Anfang Januar desöfteren gelesen.
Ich würde euch jetzt einiges über Freunde, Familie und all sowas erzählen. Allerdings wisst ihr, ebenso gut wie Ich, dass das hier kein Blog über Lifestyle ist, sondern es einzig um Musik gehen soll, ja der Pizza Teil ist ziemlich gelogen.
2019 in Musik war fantastisch, nahezu perfekt. Für jeden war etwas dabei und mit Fever 333s „Strength in Numb333rs“ kam für mich eines der besten Alben, der letzten 5 Jahre heraus.
Nun ist die Frage, wie will „Zwanzig Zwanzig“ das toppen?

Da Ich nun schwer hellsehen kann, bleibt mir nur eines, Monatsrückblicke. Denn in die Vergangenheit sehen, ist um einiges leichter als in die Zukunft. Jedoch möchte Ich nicht nur auf das Neue gucken, sondern auch das Alte wie Gold behandeln.
Das bedeutet: Wir sehen uns jeden Monat Drei musikalische Erzeugnisse an. Zwei Alben aus dem jeweiligen Monat und eines, das nicht in diesem Monat erschienen ist. Klingt simpel, ist es auch.

Also fangen wir einfach an. Diesen Monat zwei neue Alben zu finden war nun nicht schwer, es kam ja unerwartet viel raus. Sich dabei auf zwei Alben beschränken ist da schon schwerer.
Deswegen gehen wir nach der Chronologie und sprechen über „Uthlande“ das neue Album des Deutschpunk Ur-Gesteins Turbostaat.
Turbostaat legte in meiner Musikbibliothek einen Senkrechtstart hin. Ich war allerdings lange skeptisch, so waren die teilweise zusammengewürfelt klingenden Texte nicht mein Fall und auch das Tempo vermisste Ich bei einigen Songs. Jedoch stellte sich Turbostaat als kleines Kind heraus, das zum ersten mal eine Cola trinkt und langsam aber sicher ausrastet. Das Konzert Mitte März im Beatpol war dann der Zuckerschock. (also im guten Sinne, wenn es einen guten Zuckerschock gibt)
Selten war Ich auf einen Schlag so begeistert, so fasziniert und so durchgeschwitzt.
Deshalb habe Ich mich sehr darauf gefreut, endlich „Uthlande“ in der Hand zu halten und hier kam wieder genau dieses Phänomen zutragen.
„Uthlande“ braucht Zeit, „Uthlande“ braucht einen Schock. Beim ersten Mal zogen die Lyrics nicht, es war rau, wenn Ich es nicht rau erwartete und so weiter. Doch nun lief die Scheibe sicher schon um die Zehn Mal durch und es steigerte sich, wurde besser und ging bis ins Blut.
Ich bekomme einen regelrechten Bewegungsdrang, wenn das Riff von „Rattenlinie Nord“ erklingt.
Ich werde hibbelig wenn Turbostaat in „Hemmingstedt“ die Punk Rock-Keule auspackt und möchte bei so ziemlich jedem Song, auf einen Fischkutter steigen und zur See hinausfahren.
„Uthlande“ fügt sich sehr gut in die Diskographie der Gruppe aus Flensburg ein und es ist mir jetzt schon ein Inneres Kuchen essen, wenn Ich an die kommende Tour denke.

Bildergebnis für Uthlande"
©Turbostaat

Abwechslung ist etwas gutes, deswegen schieben wir sie noch etwas nach Hinten.
Denn die „alte“ Scheibe ist ebenfalls von Turbostaat und nennt sich „Abalonia.“
„Abalonia“ ist der nächst größere Bruder von „Uthlande“ und erschien im Jahre 2016.
Machen wir die Geschichte kurz, „Nachtbrot“ also die Live Platte brachte mich zu diesem Album, bzw. das Intro dieser Live Platte. „Ruperts Gruen“ ist ein Lied, welches jeder kennen sollte, welches jeder lieben sollte!
Jedoch brauchte es fast ein ganzes Jahr, bis „Abalonia“ endlich auf und ab lief.
Nun sollte Ich euch an dieser Stelle sicher die Hits nennen und Ich würde das auch gern tun, jedoch möchte Ich nicht mehr unbedingt Rezensionen zu ganzen Alben schreiben. (Das ist eine Lüge, aber es passt nicht in einen Rückblick)
Ich nenne daher das gesamte Album als „Hit.“ Egal ob „Ruperts Gruen“ im Intro, „Eisenmann“ als ruhige und tief melancholische Einlage der bedrückenden Balladen, „Abalonia“ selbst als klassischer Turbostaat Song oder „Wolter“ als Circle-Pit Garant. Jeder Song erzählt seine Geschichte. Und anders, als an einem Lagerfeuer mit halbgaren Gruselgeschichten, Ist jede einzigartig, stimmig und wunderbar!

Bildergebnis für Abalonia"
©Turbostaat

Wo waren wir?
Genau Abwechslung.
Thema Hip Hop. Wir mischen Straight Forward Hip Hop mit Ironie, Witz und sehr viel Sozialkritik.
Wen bekommen wir? Richtig, die Antilopen Gang. Deren neues Album „Abbruch Abbruch“ erschien nämlich eine Woche nach „Uthlande“ und war bei mir anfangs sehr im Hintergrund, wie alles was im Januar nicht „Anti Flag“ auf seinem Sleeve stehen hatte.
Und dann irgendwann lief es, es lief und lief und lief, bis jetzt. Nein wirklich, es läuft jetzt gerade.
Die Antilopen haben, vor allem durch ihr Punk-Rock Bonus-Album, einen hohen Stellenwert in meiner eigenen Liste. Dabei gefallen mir vor allem die Texte, welche sich gegen Alles und jeden richten (Anti Alle für immer), auf die Tränendrüse drücken und in der Hood kursieren, sagt man doch so oder?
Niemand generiert so schnell einen unnötigen Shitstorm und verarbeitet ihn dann in wilden Social Media Posts, wie die Gang. (Außer eventuell diese eine Punk Band von der Ostsee und eventuell der AfD)
Natürlich reden Ich vom „Lied gegen Kiffer.“ Welches eigentlich keines meiner Favoriten des Albums ist. Es ist mir etwas zu stumpf und zu gangster aber die gesamte Kontroverse darum, die Beleidigungen auf YouTube und wie die ganzen anderen Plattformen heißen, auf denen man unnötigen Hass verbreiten kann, machen diesen Song zu einer seltenen (und sehr witzigen) Geschichte.
Aber bleiben wir mal beim Musikalischen. „Abbruch Abbruch“ ist ein Mix zwischen allen Tränenarten. Tränen der Trauer und der Melancholie bei „2013“, „Trenn dich“ oder „Keine Party.“
Tränen der Freude und des Lachens bei „Wünsch dir Nix“, „Abraxas“ oder „Der Ruf ist ruiniert.“
Tränen der Wut bei „Zentrum des Bösen“ oder „Smauldo.“
Dazu gibt es wieder Kritik aller Art. Egal ob offensichtlich, wie beim großartigen Lieblingssong „Roboter“ oder eher subtil beim Autotune-Gangster Rap Hit „Bang Bang.“
Die Gang ist „im Modus“ wie ein ebenso großartiger Rapper aus Süd-Deutschland es betiteln würde.
Weniger ernst als noch auf ihrem Giganten Album „Anarchie und Alltag“ aber auch umso eingängiger, umso experimentierfreudiger und umso abwechslungsreicher.
Die Antilopen Gang ist zurück und das obwohl sie nie weg war!

Bildergebnis für Abbruch Abbruch"
©Antilopen Gang

Wir sehen uns im Februar, zu viel Schnee und Wein!
Cheers.

Meine Januar Playlist könnt ihr euch hier anhören, in ihr findet ihr Lieblinge und Releases:


Donnerstag, 5. September 2019

Schon gehört? - Wage War - 'Pressure'


Wage War, sind eine Metalcore Band aus Florida.
Die Band um Sänger Briton Bond konnte bereits 2015 mit ihrem Debüt „Blueprints“ mehr als überzeugen und setzten 2017 mit „Deadweight“ noch eine Krone der Härte drauf.
Die unglaubliche Brutalität in Bonds Stimme und die melodiösen Clean Gesänge Cody Quistads bilden ein musikalisches Konstrukt, welches seines Gleichen sucht. Während die meisten Tracks sich eher darauf konzentrieren möglichst viele Nacken zu brechen, streuen sie auch immer wieder Songs ein, welche Tonnen an Melancholie versprühen.
Vor einiger Zeit meldete man sich dann zurück. Die Single „Low“ wurde im Januar 2019 veröffentlicht und es schien so, als wäre es vorerst das einzige, was man an neuer Musik herausbringen würde. Falsch gedacht, im Juli erschien mit „Who I Am“ eine weitere Single und mit ihr die Ankündigung des neuen Albums, das den Namen „Pressure“ tragen soll und am 30. August das Licht der Musikwelt erblicken sollte.
Das Album ist nun hier und wir sprechen darüber.

Das Album beginnt, ein Gitarrenspiel und dann bricht das Album mit einem beherzten „GO!“ los.
Direkt wirft man uns Screams, Shouts und Nacken-brechende Riffs entgegen. Es folgt eine, für Wage War typische Strophe. Erst brutal ins Micro schreien um dann clean und ohne Pause in den Refrain übergehen. Den Refrain beendet man dann mit einem eingängigen Riff und direkt in der nächsten Strophe baut man einen leichten Breakdown ein.
Das geht ja schon mal gut los.
Prison“ macht da auch direkt weiter. Sollte der Hörer noch nicht wach genug sein, so ist er es spätesten jetzt. Man setzt eine Schippe drauf und begibt sich mit der ersten Strophe wieder in die Zeiten von „Blueprints“ und lässt wenig Steine auf anderen Dingen. Allerdings fehlt mir etwas die Härte, hier und da hätte man die Strophe mehr screamen können. In Strophe Zwei macht man genau das und beendet den reinen Refrain mit einem kräftigen „BLEGH“, welches Sam Carter nicht viel besser machen könnte. Es folgt ein Breakdown und wir sehen die Jungs, um Bond von ihrer besten Seite. „Prison“ ist einer dieser ganz großen Wage War Songs!
Es folgt „Grave“ und direkt schwenkt man komplett um. Zwar behält man die Härte im Instrumental, jedoch bricht man diese mit den Vocals und alles fährt zurück. Der Refrain besteht dann aus Chorgesang, welcher immer wieder „You will never Change!“ singt. Darauf folgt wieder die seichte Strophe und der Refrain, welcher dann eine Bridge bringt, die aber ebenfalls sehr ruhig ist.
Danach fährt man alles noch ein Stück zurück, um es dann danach mit einem Knall wieder aufzudrehen.
In diesem Song fehlen die Screams und Co. komplett. Ist erstmal Nichts schlimmes, allerdings wirkt der Song so wie eine B Seite. Er bietet keine Highlights und dieser Chor ist irgendwie unpassend. Leider nicht mein Fall.
Die Welle schlägt nun wieder zurück und entlässt die aufgesparte Wut von Briton Bond komplett.
Ghost“ beginnt mit einem brettharten Scream der Marke Death Metal und danach haut man uns ein Shout Gewitter um die Ohren, nur um dann vor dem Refrain komplett durchzudrehen und alles zu vermischen. Der Refrain ist kurz, melodisch und fügt sich wunderbar ein. Man macht aber nicht schlapp sondern einfach weiter. Zwar etwas langsamer aber nicht weniger hart.
In diesem Song kommen die Screams unfassbar gut zur Geltung und das ist das was Wage War so auszeichnet und einzigartig macht. Diese geballte und gnadenlose Härte und diese herausragende Stimme in den cleanen Passagen.
Am Ende des Songs fährt man nochmal zurück und lässt einen cleanen Part erklingen. Der Refrain wird wiederholt und ein letzter Scream ist zuhören, bis der Song ausklingt.
Guter Song.
Mit „Me Agianst Myself“ besinnt man sich dann auf etwas eher Melancholisches. Der Song ist sehr ruhig und einzig der Refrain ist wirklich laut. In den Strophen könnte es auch von einem Singer-Songwriter stammen, das ist hier nur überhaupt nicht schlecht.
Diese Mischung passt verdammt gut und erinnert an Songs wie „Gravity“.
Der Song wird marginal härter, durch die unterstreichenden Screams im Hintergrund und rundet den Song damit super ab.
Nach „Hurt“ folgt auch schon die erste Single „Low“
Low“ macht keine Gefangenen. Auch wenn die Jungs das Anfangsriff wohl großzügig von dieser einen Band aus dem Vereinigten Königreich abgeguckt haben, haut man direkt auf den Putz.
Cleaner und lauter Refrain gepaart mit Härte, die ihres Gleichen sucht. Dazu noch ein Breakdown, der so manchen Club zum beben bringen dürfte.
Das ist Wage War und ein großes Highlight von „Pressure“.
Nach „The Line“, welcher sehr wie „Who I Am“ ist und „Fury“ welcher in die Richtung von „Ghost“ geht, folgt „Forget My Name“ und am Anfang wird...gerappt bzw. halb gesprochen.
Das ist durchaus anders und dieses, nennen wir es Element trägt sich durch den ganzen Song. Der Refrain ist dann ähnlich zu „Grave“ und auch hier finde Ich es wenig spannend.
Gegen Ende bekommt der Song allerdings noch ein Highlight. Denn die Anspannung wird mit einem wirklich krassen Breakdown gelöst. Dieser wirkt jedoch etwas erzwungen und rettet den Song leider wenig.
Nach „Take the Fight“ kommen wir auch schon zum letzten Song. Es erklingt „Will We Ever Learn“.
Direkt fühle Ich mich zu „Deadweight“ und dessen letzten Song „Johnny Cash“ zurückversetzt.
Der Grundtonus des Songs ist ruhig, melancholisch, gar depressiv. Im Refrain schlägt man hier immer wieder aus, während die Strophe sehr gedrückte und hallende Vocals enthält.
Hier sei kurz das Songwriting gelobt, dieses ist hervorragend, genau wie die Produktion dieses Albums. Keine Kratzer, keine Schnitzer, alles hört sich an wie es sich anhören sollte.
Der Refrain ist pompös und nach dem zweiten wechselt man in einen Ambient Sound. Ich betete, dass hier kein weiterer aufgesetzter Breakdown folgt und Ich wurde überrascht. Zwar gibt es einen, aber der fügt sich super ein, was auch durch ein klassisches Wage War Riff kommt, welches vibrierende Bässe und hohe Gitarren vereint.
Das Album endet in einer Symbiose aus beiden Stimmen und den Instrumenten.
Ein guter Song am Schluss, ist immer ein Genuss. (Das war schlecht, aber egal.)

Mein Fazit, es ist kompliziert.
Einerseits will Ich lobend erwähnen, dass Wage War neues versucht. Sie experimentieren, fahren die Brutalität zurück und legen viel Wert auf Produktion und Songwriting. Man wird ruhiger aber schafft Songs, welche an die alte Härte erinnern. Andererseits fehlt in einigen Songs etwas. Schnell hab Ich gemerkt, dass Ich einige Songs immer wieder skippe. Schnell waren die Favoriten ausgemacht und schnell mischte sich Resignation in die Euphorie.
Wage War zeigt, wie gut sie es können. Songs wie „Low“, „Ghost“ oder „Who I Am“ sind großartig. Und Experimente können sie ebenfalls, was uns ein Song wie „Will We Ever Learn“ sehr gut beweist. Songs wie „Hurt“, „Forget My Name“ oder „Grave“ versinken aber, da sie eintönig sind, zu sehr experimentiert und leider außer Lyrics und Produktion keine Größe aufweisen und das ist schade, da selbst diese Songs die Ansätze haben.
Zum Ende kann man also sagen:
Wage War haben sich mit „Pressure“ weiterentwickelt, sie wollen neues versuchen und schaffen das auch. Einige Songs brauchen Zeit, einige gehen direkt ins Ohr und bleiben im Kopf. Andere versinken allerdings auch nach mehrfachem hören im Nichts, da sie wenig eigenen Charakter mitbringen.
Alles in allem liegt eine solide Scheibe vor uns, mit Höhen und Tiefen. Leider kommt sie nicht an ihre Vorgänger heran, vor allem nicht an das Sensations-Album „Deadweight“.
Schade.



©Wage War


Sonntag, 21. Juli 2019

Schon gehört? - Marathonmann - 'Die Angst sitzt neben Dir'



Lange waren Marathonmann eine Randerscheinung in meinem Plattenregal.
Das lag weniger an der Qualität der Musik als an meinem Musikgeschmack, der sich gerade erneut im Wandel befand. Ich war wenig empfänglich für den harten Post-Punk, der mir damals mit ihrem Album „Mein Leben gehört Dir“ entgegenschwappte. Jedoch erschien Ende März ihre Single „Schachmatt“ und kurz danach „Nie genug“ die durchaus Lust auf mehr machten. Letztere löste sogar ziemlichen Hype bei mir aus. Diese beiden Songs lassen sich auf dem neuen Album der Jungs finden, dieses erschien am 19. Juli und hört auf den Namen „Die Angst sitzt neben Dir“.

Mit „Totgeglaubt“ wirft man dem Rezipienten direkt kaltes Wasser ins Gesicht. Nach einem kurzen Intro, beginnt man direkt mit Lyrics auf einem monoton Gitarrenspiel. Kurz danach bricht Marathonmanns Punk auf uns los. Sofort merkt man, dass hier Niemand etwas verlernt hat. Das Instrumental gibt eine ohrwurmanregende Melodie und der Text ist genial wie immer.
Mit „Flashback“ und „Nie Genug“ haben wir auch direkt zwei der, wirklich starken Singles im Doppelpack.
Flashback“ kommt direkt mit dem typischen Marathonmann Post-Punk Sound daher.
Während der Opener stimmlich noch weniger rau und sehr clean war, kehrt man hier zu „Holzschwert“ zurück und das schafft Abwechslung. Der Song ist härter und regt, mit seinen Riffs und punktierten Schlagzeugschlägen, zum heimischen poggen ein. „Nie genug“ bildet dann das komplette Gegenteil. Hellere Klangfarben, sehr melodisch und stimmlich clean. Hier sein mal die Texte von Marathonmann erwähnt. Diese waren schon immer hervorragend, lyrisch wie rhythmisch. Jeder Song greift ein anderes Thema auf und schafft dadurch eine Abwechslung, in der sich jeder irgendwo wiederfindet. So geht es bei „Nie genug“ darum, dass die Gier überhand nimmt und bei Menschen niemals ein Sättigungsgefühl einsetzt, was uns immer mehr kaputt macht.
Nie genug“ bleibt im Ohr und war, wie schon erwähnt, der Song welcher den Hype in mir vollkommen gemacht hat.
Mit „Alles wird gut, Alice“ kocht uns Marathonmann dann wieder runter, das gar fröhliche Gitarrenspiel wird umgewandelt und zu einem melancholischen und traurigen Instrumental.
Generell wirkt der Song etwas, wie ein Zwischenton. Er ist irgendwie nichts ganzes, aber auch nicht wegzudenken. Er bleibt leider kaum im Kopf und ist eher so ein B-Seiten Kandidat, was aber weniger an der Qualität seiner selbst als an der Qualität der anderen Songs liegt.
Die Vergessenen“ folgt und man geht wieder zurück zum typischen Marathonmann-Sound.
Punkiges Intro, das absolut in Ohr und Hirn hämmert.
Michaels Stimme setzt ebenso punkig ein und leitet durch den Song. Immer wieder bricht er dabei aus und geht in einen Schreipart über, welchen Fjort nicht besser aufnehmen könnte.
Danach folgt ein kompletter Bruch. „Die Bahn“ ist eine melancholische Ballade, welche in seiner Laufzeit wenig mehr als 3-4 Gitarrenakkorde hören lässt. Darauf wird ebenso ruhig gesungen und erst gegen Ende erhebt sich alles etwas. Dieser Bruch wirkt und zwar nachdrücklich. Sowohl textlich als auch instrumental wird man hier mitgenommen und findet ein Gefühl der Einsamkeit.
Wo wir schon bei Brüchen wären, mit „Schachmatt“ folgt die erste Single des Albums. Diese ist ganz typisch für die Jungs und hätte auch gut auf Holzschwert Platz gefunden. Sie ist hart, treibend und schnell, die Bridge nach den Strophen ist mit dem Refrain eine Garant für einen hervorragendes Liverlebnis. Am Ende des Refrains lässt man dann auch endlich einen richtigen Scream raus und sogar ein Breakdown ist im Song. Marathonmann zeigen mal wieder, wie deutscher Post-Punk geht und wie es sich anhören sollte. Großartiger Song.
Mit „22 Meter Sicherheitsabstand“ geht es wieder zurück zum eher fröhlichen von „Nie Genug“, leichte poppige Klänge im Intro inklusive. Die Stimme ist hier schnell und eher gesprochen. Der Refrain ist sehr rau aber trotzdem melodisch. Im Kern könnte man den Song als Mischung aus „Nie genug“ und „Schachmatt“ bezeichnen. Definitiv eines der Highlights.
Stigmata“ folgt und haut uns direkt feinsten Punk Rock um die Ohren. Der ganze Songs klingt sehr nach Bands wie Rogers oder Engst, jedoch hat man dem ganzen einen eigenen Touch gegeben und einen weiteren hervorragenden Text geschrieben, der zum nachdenken anregt.
Tausende Augen“ ist wieder ein Umschwung, ein ruhiger und trotzdem rauer Song. Der durch seinen Gesang an eine Rede erinnert, während die Instrumente im Hintergrund paradegleiche Rhythmen von sich lassen. Im Refrain wird man dann sehr pompös, man baut eine Spannung auf um sie dann mit einer Art Chor im Hintergrund zu entlassen.
Nach „Hobbs Ende“ folgt dann mit „Am Ende Nichts“, der letzte Song des Albums.
Man fährt das Ganze sicher nach Hause und setzt eine Ballade ans Ende, die allerdings anders ist als „Die Bahn“. Keine reduzierten Instrumente, lediglich sehr melancholisch und wieder traurig und gar depressiv, was durchaus zum Text passt, „Wie lang dauert es bis es unendlich ist?“
Der Song plätschert leider etwas zu sehr vor sich hin und bleibt nicht lang im Ohr, was wie bei „Alles wird gut, Alice“ auch daran liegt, dass wir eine wesentlich beeindruckendere Ballade in der Mitte der Scheibe haben.

Es ist leichter als gedacht, ein Fazit zu „Die Angst sitzt neben Dir“ zu ziehen.
Marathonmann haben hier definitiv ihr bestes Album abgeliefert. Sie gehören zu den Bands, die immer wieder zeigen, dass Punk Rock noch nicht ganz so tot ist, wie einige ihn gern hätten.
Die Angst sitzt neben Dir“ verbindet Post-Punk mit reinem Punk und Metalcore Passagen und formt daraus ein hervorragendes Album, welches definitiv betrachtet werden muss, wenn man über das Album des Jahres redet.
Marathonmann sind wieder da und haben uns einen wundervollen Teppich aus Melancholie, Melodie und Punk mitgebracht, große Klasse!


©Marathonmann



Freitag, 17. Mai 2019

Schon gehört? - Rammstein - 'RAMMSTEIN'


"Wir sind wieder da"

Tönte es 2016 in Berlin erstmals von der Rammstein-Bühne.
Trotzdem sollte es eine Tour, eine weitere Tour Ankündigung und um die vier Verschiebungen dauern, bis nun am 17. Mai endlich das neue Rammstein Album mit dem Titel ‚RAMMSTEIN‘ erschien.
Ich war sehr skeptisch, schließlich ist es 10 Jahre her, dass die Band mit ‚Liebe ist für Alle da‘, sämtliche Tabus gebrochen hat.
Ob die Legenden der neuem deutschen Härte ihren Status erhalten können oder schlussendlich doch im Sumpf der Musik untergehen. Lest ihr in den nächsten paar Zeilen!

Das Album beginnt mit ‚Deutschland‘ und ‚Radio‘, den beiden Singleauskopplungen des Albums, welche für Trouble und Aufruhr sorgten. Ich sehe ‚Deutschland‘ dabei als klassischen Rammstein Song. Treibendes Instrumental, welches durch den sanften Synthie-Keyboard Teppich von Flake getragen wird, gemischt mit einem harten Gitarrenriff und eingängigen Drums. Darauf folgt Tills ernste und tiefe Stimme, nach Zehn Jahren des Wartens.
Dabei fällt mir direkt auf, dass die Strophe sehr flach wirkt. Wenige Verse, wenig der gewohnten lyrischen Genialität, wenig treibend und es bleibt nicht im Ohr. Der Refrain hingegen ist dann das Gegenteil. Pompös, laut und mit Nachdruck „DEUTSCHLAND“ als Kritik gegen die momentane Situation in diesem Land. Alles in allem ein solider Song, durch ein treibendes Instrumental und einen wirklich guten Refrain.



‚Radio‘ verfolgt ein ähnliches Muster aber kommt schneller zur Sache. Man verbindet hier die alte Rammstein Formel, mit etwas neuem und lässt Elektro-Samples dominant einfließen.
Ich muss sagen, dass der Song bei mir die ersten Male so überhaupt nicht gezündet hat. Irgendwann machte es jedoch Klick. Der Refrain catched und erinnert mich in Zügen etwas an ‚Moskau‘. Dazu finde Ich dieses Metal-Synthie Instrumental unfassbar gut. Auch die Lyrik zieht hier sehr an, wo ‚Deutschland‘ noch etwas zögerlich daherkam, ist man hier beim Rammstein Niveau. Was sich in abstrusen Bildern und gut gewählten Worten widerspiegelt.
Mit ‚Zeig Dich‘ merkt man dann so richtig, dass man ein Rammstein Album anhört. Pompös von Sekunde Eins, Chöre treffen auf melodische und laute Instrumente und Tills Stimme wird wunderbar unterstrichen. Einzelne Worte, getrennt durch Kommas bilden dabei eine wunderbare Kritik an die Katholische Kirche und an Religion generell. Provokativer als ‚Deutschland‘ und der Refrain ist wunderbar melodisch ohne seine gewisse Härte zu verlieren. Guter Song.
Als nächstes trifft der Rezipient auf ‚Ausländer‘ und jetzt wird es skurril.
Rammstein meets Ballermann. Der ganze Song erinnert mich von der Grundstruktur, dem Beat und dem simplen Refrain sehr an einen Schlagerhit und Ich denke bzw. hoffe dass das gewollt ist. Da man ganz klar diese „Kultur“ kritisiert.
Musikalisch finde Ich den Song eher durchschnittlich und wenig spannend, er ist einmal ganz witzig aber danach kann man auch ruhig wieder zu ‚Rapetrain‘ von Trailerpark zurückkehren! (Ich streiche dann mal eben den Punkt „Trailerpark mit Rammstein vergleichen“ von meiner Bucketlist)



Kommen wir zu ‚Sex‘.
Instrumental wirkt direkt hervorragend, so möchte Ich das hören und sowas habe Ich erwartet zu hören. Genauso der Text, dieser ist skurril, poetisch und teilweise verstörend. Es ist ein typischer Rammstein Song, hart, melodisch und treibend, mehr kann und braucht man nicht sagen.
Es folgt ‚Puppe‘ und dieser Song macht mir Angst.
Der Song erinnert im Kern an ‚Spieluhr‘ oder dem Anfang von ‚Wiener Blut‘ es wird nämlich vor allem gesprochen. Doch dann kommt der Refrain, der Break oder was auch immer.
Auf einmal fängt Lindemann apathisch an zu schreien „UND DANN REIß ICH DER PUPPE DEN KOPF AB […] JA ICH BEIß DER PUPPE DEN KOPF AB“
Das ganze ist sehr anders als alles, was wir bisher gehört haben und eigentlich mag Ich Abwechslung, aber das hier hört sich an als hätte man die Rohaufnahme aus dem Studio genommen und als Refrain platziert. Es wirkt unfertig und eben komplett irre. Das mag kreativ sein aber hört sich einfach nicht gut an. Es ist einfach schrecklich und absolut nicht hörenswert! Sämtlicher Hörspaß geht hier einfach verloren und man hätte es ganz einfach vermeiden können, indem man diesen Part einmal einfügt und das am Ende. Sehr schade!
Mit ‚Was Ich liebe‘ folgt ein weiterer wenig sagender Song, der ein wenig imposant wirkt aber sonst eher unter den Teppich rutscht.
Dann folgt jedoch ‚Diamant‘ und endlich, wir haben eine Ballade. Erinnert direkt an ‚Frühling in Paris‘ oder ‚Ohne Dich‘. Dieses Opernhafte, dieses Ruhige passt einfach so sehr zu Rammstein, dass es mit die besten Songs sind. Das gilt auch für ‚Diamant‘ er geht ins Ohr und lädt zum mitsingen ein, dazu haben wir eben diesen genialen Text, dazu haben wir diese raue Stimme eines Till Lindemann, dieser Song ist wahrlich großartig.
Weit weg‘ startet dann wieder mit einem Synthie Sample und irgendwie hab Ich das etwas vermisst. Dieses Sample bleibt uns den gesamten Song über erhalten und treibt ihn gut voran. Leider ist der Song sonst zum vergessen. Nichts Besonderes, nichts Relevantes und auch textlich absolutes Mittelmaß.
Tattoo‘ ist dann aber genau das Gegenteil. So will Ich Rammstein hören. Ich fühle mich beim Instrumental in die Zeit von ‚Sehnsucht‘ zurückversetzt. Doch hier fällt mir ein großes Problem des ganzen Albums auf. Rammstein traut sich zu wenig in Richtung der Lyrics. Während man vor Zehn Jahren noch auf dem Index stand, ist man Heute im FSK 12 Sektor angelangt. Kein „Stacheldraht im Harnkanal“, kein „Wer ficken will, muss freundlich sein“. Das ist schade, auch die provokanten Inhalte lassen auf sich warten und kommen auch nur in ca. 30 Prozent des Albums zum Vorschein.
Rammstein traut sich einfach nicht genug und das lässt dieses Album leider weit nach unten fallen.
Mit ‚Hallomann‘ findet man dann noch einen wenig spannenden Abschluss, hier hätte man ruhig ‚Diamant‘ platzieren können!

Kommen wir also zum Fazit.
Zehn Jahre ist eine lange Wartezeit, hat es sich gelohnt?
Nicht wirklich. Rammstein besinnen sich auf ihre Stärken und versuchen Neues. Ersteres drehen sie dabei zurück und Zweiteres fällt in den Hintergrund. Sie sind oft nicht laut genug, schaffen es nur wenig ein „Das hat er nicht gesagt?“ Gefühl zu erzeugen und etablieren ihre neuen Experimente an den falschen Stellen und was auch immer ‚Puppe‘ tut, tut es bitte nie wieder!
Das Album hat ganz klar seine Highlights aber das selten in ganzen Songs. Der Refrain und das Instrumental von ‚Deutschland‘, das Provokative und Pompöse von ‚Zeig dich‘ oder eben Songs wie ‚Diamant‘ oder ‚Sex‘ sind groß, aber viel fällt einfach ins Nichts und das lässt mich unterwältigt zurück.
Ich war nach ‚Deutschland‘ nicht mehr gehyped. Wenn man seinen Fokus vor allem auf ein Video und die Promo legt, baut man Spannung auf, die Musik nicht braucht. Die ersten Singles sollten für sich selbst stehen, ‚Deutschland‘ würde das auch schaffen aber Rammstein wollte wie immer etwas zu viel und es blieb nur eins und das war Skepsis und in einigen Punkten war diese mehr als berechtigt!

Bildergebnis für rammstein
©Rammstein